Im Anschluss an den „Longshot“ in Polen, brachen Stanislaw und ich am 12.05.2025 nach Frankreich auf, um an der europäischen Ausgabe des „King of 2 Miles“ (Ko2M) in Canjuers in Südfrankreich teilzunehmen. Der Wettbewerb kommt ursprünglich natürlich aus den USA, wird – nach denselben Regeln- aber auch in Australien, Südafrika und und seit ein paar Jahren auch in Europa geschossen.
In der Qualifikation werden 5 Ziele auf Distanzen von ca. 1100m (Cold Bore Shot) bis ca. 2200m beschossen. Als Wertungstreffer zählen nur die ersten drei Schüsse auf das jeweilige Ziel. Falls nach drei Schüssen kein Treffer erzielt wurde, muss solange auf dasselbe Ziel weiter geschossen werden, bis ein Treffer erzielt ist, bevor das nächste Ziel beschossen werden darf. Für 13 Schüsse hat man maximal 9 Minuten Zeit.
Im Finale hat man für 15 Schüsse auf drei Ziele 10 Minuten Zeit, wobei die Entfernungen von ca. 2500 m bis 3230m variieren.

Für die Anfahrt nach Südfrankreich ließen wir uns 3 Tage Zeit, um entsprechend ausgeruht in Canjuers zu erscheinen.
Am Donnerstag, den 15.05.2025 wurde es dann ernst. Registrierung der Waffen und Referenzschuss. Dabei zeigte sich, dass unser Material leider zu wünschen übrig ließ.
Bereits beim Longshot in Polen hatte sich gezeigt, dass wir zwar in schöner Regelmäßigkeit mit unseren Berechnungen absolut richtig lagen, aber enge Streukreise ausblieben.
Eine Untersuchung der Läufe ergab dann, dass beide „ausgeschossen“ waren. Bei Stanislaw lag der Verlust der Mündungsgeschwindigkeit bei über 100m/s. Bei mir war zu allem Überfluss der Mündungsbereich unregelmäßig ausgebrannt.
Beim Referenzschuss musste ich feststellen, dass von 5 Schüssen auf 100m drei Geschosse quer ankamen.

Da Ersatz natürlich nicht zu besorgen war, trat ich am nächsten Tag als 36 Schütze mit diesem Material an.
Umso mehr überraschte es uns, als der erste Schuss (kleinstes Ziel auf über 1155m ) auf Anhieb traf und Wertungspunkte einbrachte. Dabei verblieb es allerdings in diesem Durchgang, da wir das nächste Ziel auf 1444m erst mit dem 7 Schuss trafen. Die weiteren Schüsse auf das dritte Ziel blieben erfolglos. Das verwunderte allerdings nicht, da ich meine Schüsse über das ZF teilweise bereits auf der Hälfte der Distanz im Boden einschlagen sah. Die Geschosse überschlugen sich und wurden nicht mehr stabilisiert.
Insofern konnte man dennoch nicht ganz unzufrieden sein, da der Treffer auf das kleinste Ziel im ersten Schuss gezeigt hatte, dass unsere Berechnungen zutreffend waren.
Aufgrund der schlechten Witterung wurde das Schießen unterbrochen als Stanislaw und ich wieder an der Reihe waren, diesmal mit Stanislaw als Schützen.

Im Nachhinein betrachtet war dieser Umstand gar nicht einmal so schlecht. Zwar mussten wir am nächsten Morgen bereits um 6.00 Uhr in der Früh vor dem Eingang des Militärgeländes stehen (die Einfahrt erfolgte ausschließlich in geschlossenen Konvois), aber dafür waren die Bedingungen nahezu optimal, nachdem sich der Frühnebel gelegt hatte und der Wind auf ein erträgliches Maß zurückgegangen war.

Zwar erzielten wir keinen cold bore-Treffer, aber der Splash war nah am Ziel deutlich zu erkennen. Danach konnten wir unsere zuvor errechneten Werte für die nächsten Ziele während des Schießens entsprechend korrigieren. Dass nächste Ziel konnte leider erst im vierten Schuss getroffen werden, aber dafür gelangen auf die Ziele drei und vier jeweils Erstschusstreffer. Beim letzten Ziel fehlte am Ende die Zeit, nachdem der erste Schuss das Ziel mit deutlichem Splash nur wenig verfehlt hatte.
Fazit:
Für die erste Teilnahme, mit den beschriebenen Einschränkungen hinsichtlich des Materials, konnten wir durchaus zufrieden sein. Unsere Berechnungen (und deren Korrekturen) für die jeweiligen Distanzen waren zutreffend und wir konnten in diesem erstklassig besetzten Feld den Umständen entsprechend durchaus mithalten.
Im Finale selbst konnte der Gewinner drei Wertungstreffer erzielen (der einzige, der auf zwei Meilen überhaupt die Scheibe traf) und selbst das u.s. amerikanische Spitzenteam Besonson/Phillips blieb ohne einen einzigen Wertungstreffer.
An dieser Stelle möchte ich meinem Freund Stanislaw herzlich für die schöne Zeit danken, die ich in den vergangenen Jahren bei Extrem Long Range (ELR) Wettkämpfen und in der Vorbereitung dazu mit ihm verleben durfte. In dieser Zeit durfte ich viel von ihm lernen. Vielen Dank auch für inspirierende Gespräche auf langen An-und Abfahrtswegen ohne die es beim ELR nun einmal nicht geht.

Ich selbst werde zukünftig keine ELR-Wettkämpfe mehr bestreiten und mich auf die „Kurzstrecken“ bis 1000m beschränken.
Die nächsten Trainingseinheiten in Hohenhorn stehen bereits im Netz.
Gruß
Alfred
