145 von 150 ULTRA MAGNUM LONG RANGE EUROPEAN CHAMPIONSHIP

Liebe LR-Interessierte,

vom 03.-05.06.2021 fanden in Drawsko (Pommern) die Long Range Europameisterschaften statt. Bis 2019 hieß diese Veranstaltung noch Euro Cup. Mittlerweile trägt das Match den Namen Long Range European Championship – und wie ich meine zu Recht. 450 Teilnehmer aus 11 Nationen absolvierten ca. 600 Starts in diversen Kategorien. Es ist festzustellen, dass die Leistungsdichte stark zugenommen hat. Um ganz vorne mitzumischen, müssen im Triathlon (300m-600m-800m) fast durchgängig Ergebnisse um die 290 Ring bzw. 145 Ringe (Ultra Magnum 5 Wertungsschüsse) erreicht werden. Aber nicht nur die Klasse, sondern auch die Masse an Schützen hat zugenommen. Die auf der Seite longrangeeurocup.com abgebildeten Zahlen sprechen für sich. Longrange -Schießen befindet sich also eindeutig im Aufwind. Leider haben wir hier in Deutschland kaum Möglichkeiten unseren Sport auszuüben.Daher sind von unseren Schützinnen und Schützen stets lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. Allerdings sollte man bedenken, dass eine Fahrt nach Philippsburg zur Deutschen Meisterschaft von Hamburg aus länger dauert, als nach Wedrzyn, 60 km hinter Frankfurt/Oder.

Wir, d.h. das „A-TEAM“ des Norddeutschen Longrange-Sports (2x Dieter, Stanislaw, Dietmar und meine Wenigkeit) reisten bereits am Donnerstag an, damit das von Matthias, Darius und Oliver vor Ort organisierte Grillfest besucht werden konnte.

Am nächsten Tag begann das Training, nachdem unsere Waffen registriert und abgenommen worden waren. Alles verlief völlig reibungslos und geordnet. An dieser Stelle ist den Organisatoren ein dickes Lob auszusprechen. Wenn man einmal erlebt hat, wieviel organisatorischen Einsatz es verlangt, eine Long Range Veranstaltung durchzuführen, dann zieht man vor den Organisatoren der LREC den Hut noch einmal tiefer. Ganze Teams mussten zu den Zielen gefahren werden, um die Trefferaufnahme durchzuführen, da immer zwischen 40 und 45 Ziele gleichzeitig ausgewertet werden mussten und das auf Entfernungen von teilweise einem Kilometer. Am Wettkampftag stand dann ca. eine Stunde nach Beendigung des Schießen bereits alles im Netz.👍🏼👍🏼👍🏼

Ich selbst schoss in der Magnum- und in der Ultra Magnum Klasse. Den Ausflug zu den „ULTRAS“ habe ich meinem Freund Stanislaw zu verdanken. Schon Anfang des Jahres kam er auf die (im nachhinein „Goldene Idee“), dass wir zusammen als Team in dieser Klasse schießen sollten. Stanislaw ist erwiesener Experte für die ganz dicken Kaliber. Er konnte insbesondere den Long Shot 2019 in dieser Klasse gewinnen. Ein Match, bei dem es für die größten Kaliber nicht bis 1000 m geht, sondern bei dem der Triathlon bei 1000 m beginnt und dann bis 1500 m geht.

Um es kurz zu machen: In der Magnum – Klasse lief bei mir im Wettkampf gar nichts. Realistisch erreichbar wären für mich zwischen 275 und 280 Ringe gewesen. Im Training lag ich knapp unter 270 Ringe und hoffte, im Wettkampf noch eine Schippe drauflegen zu können.Es reichte dann allerdings nur für 183 Ringe. Ein ähnliches Ergebnis wie im letzten Jahr – allerdings schossen wir 2020 die letzten beiden Entfernungen im Dunkeln, da sich durch starke Regenfälle der Ablauf enorm verzögert hatte. Ich sollte im nächsten Jahr mit einer Augenbinde schießen, vielleicht hilft das. Woran es tatsächlich gelegen hat, weiß ich nicht genau. Schwierigkeiten bei der Einstellung hatte ich, weil ich zuletzt im Juli in Polen bei über 30 Grad die Waffe genullt und seit dem keine Gelegenheit mehr hatte, die Waffe zu schießen. Dies ist allerdings keine abschließende Erklärung, da es im Training ja noch besser lief. Wahrscheinlich war ich einfach nur schlecht🤷🏻‍♂️🤷🏻‍♂️🤷🏻‍♂️

Direkt im Anschluss an das Trauerspiel in der Magnum-Klasse, durfte ich mich bei den Super-Heavies beweisen. Dies sind die Kaliber, die über die .338 Papua Magnum hinausgehen. Z.B. .50 BMG, .416 Barrett oder .375CheyTec. Das Ganze hat meines Erachtens schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Artillerie. Stanislaw hatte dankenswerterweise die Munition geladen. Eine Höllenarbeit, bei der überaus genau gearbeitet werden muss. Kleine Abweichungen, die sich bei kurzen Distanzen noch gar nicht auswirken, haben bei Distanzen im Long Range Bereich signifikante Folgen.Stanislaw stellte für diese Distanz auch seine Zweitwaffe, eine Fortmeier im Kaliber .416 Barrett, zur Verfügung.

Beim ersten Durchgang (300m) zeigten sich keine Treffer außerhalb des schwarzen Spiegels. Da ich nicht annahm, vorbei geschossen zu haben, hatte ich schonmal ein ganz gutes Gefühl für die 600m. Auch auf 600m keine erkennbaren Treffer außerhalb der des 7er-Ringes. Jetzt kam beim A-Team doch etwas Unruhe auf, weil Dieter bereits die 300m-Scheiben organisiert hatte. Diese wiesen bei mir nur eine 9 bei einer Innenzehn auf, also 49 Ringe. Stanislaw lag mit 45 Ringen und zwei Innenzehnern auch gut im Rennen. Wie sich später herausstellte hatte der Drittplatzierte, Roger Muller, 48 Ringe, aber keine Innenzehner geschossen.

Als ich meine 800er-Serie schoss, hatte ich ein gutes Gefühl. Manchmal passt eben alles zusammen. Wir hatten zwar wenig, aber noch ausreichend Licht. Mirage hatten wir, im Vergleich zu Sonntag, nur sehr wenig, die Scheiben waren daher noch gut zu erkennen.Bei den Probeschüsse lagen einer in der Zehn,hoch. Zwei Schüsse links raus, aber unterschiedlich in der Höhe. Das war ein kleiner Wermutstropfen, der keine eindeutigen Korrekturen zuließ. Also Bauchentscheidug einen Klick tief, zwei Klicks rechts. Die Waffe lag im Durchgang super. Sauber durchschießen und das war’s.

Nach Beendigung des Durchgangs hatte Dieter schon die 600m Scheiben von Stanislaw und mir parat. Wir beide hatten 47 Ringe geschossen, Stanislaw erneut mit zwei Innenzehner. Das Roger auf 600 m „nur“ 45 Ringe geschossen hatte, wußten wir zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht, dass es aber ein sehr enges Rennen werden würde, war allen klar.Daher wurden die 800m-Scheiben mit Spannung erwartet. Als Dieter dann mit den Scheiben in der Hand ankam, machten wir uns berechtigte Hoffnung auf die Medaillenplätze.Die Ringzahlen unserer Mitschützen lagen uns noch nicht vor. Stanislaw hatte 46 Ringe geschossen, Roger 45. Damit lagen die beiden, wie sich am Ende zeigte, in der Gesamtwertung von den Ringzahlen her gleichauf. Stanislaw hatte aber insgesamt 4 Innenzehner, sodass er den zweiten Platz bei gleicher Ringzahl (138) belegte und Vize-Europameister wurde.

Ich selbst hatte tatsächlich 49 Ringe bei 3 Innenzehnern geschossen. Wird mir so schnell wahrscheinlich nicht mehr gelingen. Reichte aber in jedem Fall mit einigem Abstand (145 Ringe) zum ersten Platz und zum Europameister in der Ultra Magnum Klasse. Bei den zu absolvierenden 5 Wertungsschüssen pro Entfernung konnte ich 145 von 150 Ringen erreichen, was den Leistungen der Spitzenplatzierungen in den anderen Klassen entspricht.

Am Sonntag fanden dann noch die Wettkämpfe über 1000m plus statt. Die äußeren Bedingungen waren allerdings sehr schlecht. 5m/s Wind aus wechselnden Richtungen und ein starker Mirage sorgte dafür, dass wir die Scheiben nur schwer erkennen konnten. Auf 600m und 800 m waren selbst die in Leuchtfarben gehaltenen Markierungen der Probeschüsse zum größten Teil nicht zu sehen. Stanislaw schoss auf 800m Magnum Klasse drei Probeschüsse ins Schwarze. Diese konnten weder von ihm, noch von mit (ich schoss direkt neben ihm), erkannt werden. Die Wertungsschüsse gingen dann alle fehl. Gleiches ergab sich bei mir in der Ultra Magnum Klasse. Zwei der Probeschüsse saßen sauber im Schwarzen. Keiner der Wertungsschüsse traf überhaupt die Scheibe. Dies zeigt, dass bei auch ein wenig Glück dazugehört.

Alles in allem hatten wir wieder viel Spaß und guten Sport in Polen. Die Organisation, Ergebnisse, Unterbringung und Verpflegung top. Darüberhinaus trifft man immer wieder bemerkenswerte Menschen bei diesem bemerkenswerten Sport.

gez. Alfred